Das Privacy Magazine "prima" wird vom Berliner Datenschutzbeauftragten zusammengestellt und herausgegeben. Die regelmäßigen - an Wochentagen täglichen - Ausgaben enthalten eine Übersicht von datenschutzrelevanten Berichten der (von uns) ausgewählten Berliner und überregionalen (deutschen) Presse.

Abkürzungen der ausgewerteten Tageszeitungen

Ausgabe vom 9. Oktober 1998

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"Goldgräberstimmung im Cyberspace
Zwischen der Europäischen Union und den USA herrscht ein transatlantischer Disput um Datenschutz im Internet. ... Amerikaner und Europäer verhandeln gegenwärtig unter Hochdruck über ein EU-Gesetz zum Schutz persönlicher Daten, das am 25. Oktober wirksam werden soll und Mindestanforderungen für die elektronische Verarbeitung und den Versand persönlicher Daten innerhalb der Europäischen Union aufstellt. Damit die Richtlinie nicht auf dem Umweg über EU-Ausland ausgehebelt wird, müssen Drittstaaten ein 'angemessenes Schutzniveau' gewährleisten. Daran hapert es in den USA, die keine vergleichbare 'horizontale' Gesetzgebung haben. ... Doch bietet das bereits 1995 beschlossene EU-Gesetz reichlich Raum für Ausnahmen, großzügige Interpretation und alternative Lösungen. ... In diesem Jahr hat sich der Schutz der Privatsphäre in den USA auch innenpolitisch zu einem heißen Thema entwickelt. Mißbrauchsfälle finden sich immer häufiger auf den Titelseiten. So sammelte die populäre Webseite Geocity von ihren 200 000 minderjährigen 'Bewohnern' ohne Zustimmung der Eltern persönliche Angaben zwecks Werbung. Eine Studie der US-Bundeshandelskommission (FTC) ergab, daß nur 14 Prozent aller kommerziellen Webseiten Verbraucher über das Ausmaß und den Zweck der Informationen unterrichten, die während eines Besuches offen oder verdeckt gespeichert werden. Im Sommer riß der US-Regierung der Geduldsfaden. Vizepräsident Al Gore drohte mit Gesetzen, sollten bis Ende 1998 keine erheblichen Fortschritte bei der Selbstregulierung erzielt werden. ... Der Handel mit Kundenprofilen ist ein glänzendes Geschäft. Gerade das anonyme Internet erweist sich dabei als Füllhorn begehrter Daten, da jeder Besucher bei der Interaktion Informationsspuren hinterläßt, die sich leicht kommerziell - oder auch kriminell - nutzen lassen. Es gibt sogar spezielle Spür-Programme, sogenannte 'cookies', die im Online-Modus verdeckt auf der heimischen Festplatte verwertbare Informationen sammeln können. Eine schärfere Datenschutz-Disziplin wird vor allem von der Marketing-Branche als hinderlich empfunden. ... Die USA setzen ... auf 'sichere Häfen' inmitten der Informationsflut. Das sind freiwillige Zusammenschlüsse von Unternehmen wie etwa 'Online Privacy Alliance' oder 'TRUSTe', die sich zur Einhaltung und Durchsetzung eines hohen Schutzniveaus verpflichten und das vor allem von der FTC überwachen lassen. ... Ein Lösungsvorschlag zur Anpassung an die EU-Vorschrift zielt auf die Einrichtung einer Kontaktstelle, die Beschwerden von EU-Bürgern entgegennehmen und an die FTC weiterleiten würde. ... 'Es stehen Entscheidungen an, die die Welt verändern. Jetzt ist der Zeitpunkt, die Sanktionsmöglichkeiten beim Datenschutz durchzuprügeln', mahnt ein EU-Experte. Den Anspruch, als schlagstarke Vorkämpfer zu gelten, haben die Europäer allerdings bislang nicht gerade überzeugend durch Taten untermauert: Erst vergangene Woche - erst drei Jahre nach Verabschiedung des Gesetzes - haben sich die 15 Mitgliedstaaten darauf verständigen können, was man unter dem Motto 'angemessenes Schutzniveau' von Drittstaaten verlangen will. Außerdem haben kurz vor dem Ablauf der Frist lediglich fünf EU-Länder - Italien, Portugal, Griechenland, Schweden und Großbritannien - die Richtlinie pflichtgemäß in nationales Recht umgesetzt. Auch Deutschland hat die Novellierung seines Datenschutzgesetzes nicht geschafft. ... Schließlich gilt die Richtlinie in der Substanz auch dann, wenn eine Regierung sie nicht rechtzeitig umgesetzt hat. Es drohen Verfahren durch die Brüsseler Kommission und Klagen betroffener Bürger. ... Jeder Bürger, der eine Homepage betreibt und damit quasi zum Verleger wird, unterliegt dem EU-Gesetz." FR 9.10.98 S. 6

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"Köpenick streitet weiter um Stasi-Ausstellung
PDS-Stadtrat muß sich wegen geschwärzter Namen rechtfertigen. ...verteidigte Welters seine Entscheidung: Es habe rechtliche Bedenken gegen die Veröffentlichung aller Namen gegeben, und zwar nicht nur von ihm, sondern auch vom bezirklichen Rechtsamt. Um Klagen aus dem Weg zu gehen, habe er das zeitweilige Überkleben angeordnet. Im übrigen seien bereits nach vier Wochen sämtliche Namen auf Beschluß des Bezirksamtes wieder lesbar gemacht worden. Einzelfallprüfungen der genannten Personen ergaben keine Schutzwürdigkeit, lautete die offizielle Begründung." Tsp 9.10.98 S. 15

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"Das Krebsregister der neuen Länder tritt bald in Kraft
Das gemeinsame Krebsregister der neuen Bundesländer kann in Kürze in Kraft treten. ... Mit dem Register wird das 1953 begründete nationale Krebsregister der DDR fortgeführt, das bis zur Wende mit rund 2,3 Millionen Patientendaten als weltgrößte Datensammlung ihrer Art galt. ... Gemeldet werden Art und Häufigkeit von Tumorerkrankungen sowie persönliche Daten der Betroffenen. Die anonymisierten Daten dienen als Grundlage für Forschungsprojekte. ... Rechtsgrundlage für die sehr unterschiedlich ausgestalteten Krebsregister aller Bundesländer ist das seit 1995 gültige Krebsregistergesetz des Bundes, das aber nur ein Melderecht enthält." Welt 9.10.98 S. 9

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"MISSBRAUCH:
Das Internet soll im Kampf gegen den sexuellen Mißbrauch von Kindern stärker eingesetzt werden. Darauf haben sich Experten aus europäischen und asiatischen Ländern bei einer dreitägigen Tagung in London geeinigt. Sie empfahlen den Regierungen die Einrichtung eines elektronischen Informations-Zentrums. In Hamburg forderten LKA-Beamte eine verdeckte Ermittlung im weltweiten Computernetz, um besser gegen Kinderpornographie vorgehen zu können." BerlZtg 9.10.98 S. 8

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"BfA warnt vor Betrügern
... In jüngster Zeit seien vermehrt Fälle bekannt geworden, in denen unbekannte Anrufer sich als Bonner BfA-Mitarbeiter ausgegeben und ihre Opfer nach persönlichen Daten ausgefragt hätten, erklärte die Behörde. Sie warnt, die gestellten Fragen schriftlich zu beantworten oder selbst über die Nummer der Berliner Zentrale (030/865-1) zurückzurufen." Welt 9.10.98 S. 29

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"Tips gegen Werbung im Briefkasten
Verbände: Keine Fragebögen ausfüllen
Wer das Werbematerial in seinem Briefkasten eindämmen will, sollte sich an Haushaltsbefragungen mit Adressenangabe nicht beteiligen. Die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV) warnte in Bonn vor einem Fragebogen, der Konsumgewohnheiten abfragt. ... Unverlangtes Werbematerial, das persönlich adressiert verschickt wurde, könne mit dem Vermerk 'Annahme verweigert' zurückgeschickt werden. Zusätzliches Frankieren sei nicht nötig. 'Auf keinen Fall sollte man sich in einer der E-Mail-Werbestopplisten eintragen lassen, die derzeit im Internet kursieren.' Damit mache man seine Daten weltweit verfügbar." taz 9.10.98 S. 9

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